Die Siegerehrung ist natürlich, gerade wenn man wie ich einen Bühnenplatz erreicht hat, das Highlight der Meisterschaft. Sie fand in dem großen Ballsaal statt, in welchem auch gespielt wurde. Für alle Preisträger waren die vorderen Reihen reserviert, sodass ich einen Logenplatz bekam. Zunächst wurden einige Reden gehalten, dann ging es aber relativ schnell zum spannenden Teil über: die Ehrung der Sieger. Nach der Ehrung von der U14 und der U16 war es dann endlich soweit: Platz 6 und 5 wurden aufgerufen; das war mein Startschuss, mir schon einmal die Deutschlandflagge umzulegen. Dann kam ich, Platz 4: Wie immer bei internationalen Veranstaltungen hatte der Sprecher Schwierigkeiten mit meinem Nachnamen, da viele Sprachen kein „sch“ kennen. Es klang also eher wie „Lara Chülz“, sehr witzig. Es wurde zu jedem Weltmeister die passende Nationalhymne gespielt. Dies führte dazu, dass wir wieder einmal die russische Hymne drei Mal hören mussten, aber auch noch einmal die kasachische, aserbaidschanische und indische zu hören bekamen. Es war schon ein berauschendes Gefühl für mich bei einer Weltmeisterschaft oben auf der Bühne zu stehen, während die Nationalhymne gespielt wird (auch wenn es natürlich nicht die deutsche war ;)…vielleicht ja nächstes Jahr…;) ).
Als einziger weiterer aus dem deutschen Team erreichte Valentin Buckels eine Top 6-Platz: Wie ich erreichte er mit 7,5 Punkten in der U18 auch den 4.Platz, nachdem er in der letzten Runde gegen Superstar und nun auch U18-Weltmeister Praggnanandhaa bestehen konnte.
Praggnanandhaa wurde als Weltmeister von dem natürlich stark vertretenden indischen Publikum wirklich sehr gewürdigt. Als sein Name aufgerufen wurde, rastete der Saal aus, die Leute sprangen von den Stühlen und jubelten was das Zeug hält. Praggnanandhaa scheint mit seinen 14 Jahren in Indien wirklich ein Star zu sein.
Anschließend wurde noch ein Gruppenfoto mit allen 36 Preisträgern gemacht, danach war das Spektakel schon wieder vorbei. Allerdings noch nicht ganz für mich: Bei einer privaten Fotosession wurde ich abgefangen und prompt noch einmal interviewt. Dieses Mal nicht von ChessBase India, sondern vom Ausrichterteam selber. Auch mein Vater wurde zu seinen Eindrücken als mitreisender „Parent“ befragt ;).
Danach ging es für mich zum Hauptschiedsrichter, um mir meine Norm abzuholen. Ich hatte bei diesem Turnier gar nicht daran gedacht, dass man ja auch Normen erspielen kann und war deshalb sehr überrascht als ich vor Runde 10 meinen Namen auf einem Zettel für 9-rundige Normen las. Ich habe also tatsächlich genug Titelträger gehabt (Ausländer ja sowieso) und eine Leistung von über 2300 gespielt (2250 sind erforderlich), sodass ich nun meine zweite WIM Norm verbuchen kann. Jetzt brauche ich nur noch eine, dann habe ich auch den WIM-Titel. (In den Listen wird vermutlich allerdings trotzdem mein FM-Titel erscheinen, da dieser höherwertiger als der WIM-Titel ist.)
Was brauchen Schachspieler, um den letzten Abend nach 11 anstrengenden Schachpartien zu genießen? Richtig, ein Schachbrett! Wenn möglich auch zwei, damit gegebenenfalls Tandem gespielt werden kann. Also ließen wir den Abend in der Bar mit diversen Schachvarianten von „Team-Blitz“ über „Hand and Brain“ bis zu „Diagonalenschach“ ausklingen.
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