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AutorenbildLara

U20-Weltmeisterschaft 2022: Mit einem Endspurt in die TOP TEN


Alle 11 Runden der U20 Weltmeisterschaft sind gespielt und damit ist mein letztes Juniorenturnier Geschichte. Diese Weltmeisterschaft brachte für mich einen sehr positiven Abschluss: Ich landete mit 7,5 Punkten aus 11 Runden auf dem 7. Platz und habe damit mein Ziel, in die Top Ten zu kommen, erreicht.




Von der ersten Hälfte der WM hatte ich bereits in meinem vorigen Blogeintrag berichtet.

Nach dem freien Tag spielte ich in Runde 7 gegen Maili-Jade Ouellet aus Kanada. Ich bekam mit Schwarz nach der Eröffnung die Chance auf einen großen Vorteil. Ich verpasste leider den kritischen Moment, hatte aber danach immer noch gute Gewinnchancen in einem besseren Turmendspiel. Mit knapper Zeit spielte ich jedoch viel zu passiv und kam damit nicht über ein Remis hinaus.


In Runde 8 war meine Gegnerin Thuy An Le aus Vietnam. Sie hatte „nur“ 1728 Elo, aber zu diesem Zeitpunkt gerade eine Performance von 2150. Solche Gegnerinnen sind gerade auf Weltmeisterschaften immer sehr gefährlich, da häufig Spieler und Spielerinnen aus Ländern mit nur wenigen eloausgewerteten Turnieren unterbewertet sind.

In der Partie konnte ich allerdings einen relativ entspannten Sieg erzielen. Die Schlusskombination war mit einem netten Damenopfer verbunden: 25.Td8 Se7 26.Txb8 Txb8 27.Dd8+ Txd8 28.Txd8+ Lf8 29.Lh6 1-0


Gegen die an Zwei gesetzte Kasachin Meruert Kamalidenova kam ich in Runde 9 eher unangenehm aus der Eröffnung. Ich konnte mich allerdings nach und nach befreien und kam in ein ausgeglichenes Endspiel. Dieses war jedoch etwas komfortabler für meine Gegnerin, da der weiße Springer meine Bauern angreift, während mein Läufer nichts gegen die weißen Bauern ausrichten kann. Ärgerlicherweise stellte ich in Zeitnot den wichtigen Bauern auf d6 und damit auch die Partie ein.


Danach setzte ich zu einem Endspurt an, der mich zurück in die Top Ten katapultierte.


In Runde 10 besiegte ich Anna Maria Koubova aus Tschechien. An dieser Stelle entschied ich mich für den verpflichtenden, aber starken Zug 12.Lxf5. Es folgte 12...Lf8 13.Dh3 gxf5.










Dies gab zwar den guten weißfeldrigen Läufer ab, brachte Schwarz aber in Entwicklungsrückstand und in eine unangenehme Struktur, in der vor allem der König kein sicheres Plätzchen mehr findet.








Wenig später wird dies besonders deutlich: hier hatte Schwarz schon keinen guten Weg mehr, sich gegen die weißen Drohungen zu verteidigen. Nach Le7 kam ich mit meiner Dame über h6 nach g7 und sammelte schon den ersten Bauern auf h7 ein.








In der letzten Runde bekam ich erstaunlicherweise nochmal Weiß. Meine Gegnerin war Boldbaatar Altantuya aus der Mongolei. Mir war klar, dass nur ein Sieg ein Platz in den Top Ten bedeuten würde. Ich spielte ein Bauernopfer, wonach Weiß sehr vielversprechende Kompensation auf den schwarzen Feldern bekommt. Es entwickelte sich eine spannende Partie mit einigem Hin und Her. In der Zeitnotphase sammelte ich etwas zu gierig einen Bauern ein, wonach mein König sehr schwach wurde. Meine Gegnerin opferte aber inkorrekt eine Figur. Ich fand in der Eile allerdings nicht die beste Fortsetzung, sodass alles wieder unklar wurde. Nach der Zeitkontrolle hatte sich die Lage aber einigermaßen konsolidiert und ich plante „ganz entspannt“ meine Mehrfigur zu verwerten. So sollte es allerdings nicht kommen, denn meine Gegnerin packte noch einige Tricks und Drohungen aus, die mich in Panik meine Figur zurückopfern ließen. Damit wickelte ich in ein Turmendspiel mit Mehrbauer ab, welches lange Remis war. In der zweiten Zeitnotphase der Partie gelang es mir jedoch meinen Mehrbauern zu verwerten.

Den entscheidenden Fehler beging meine Gegnerin hier mit 65...Tf7?. Danach fand ich die Gewinnfortsetzung: 66.Ka5! Kb7 67.Te5! Th7 und damit steht der schwarze Turm zu passiv.








Nun kann mein König nach g5 bzw. g6 laufen, um den h-Bauern zu gewinnen. Danach läuft der h-Bauer mit Hilfe von König und Turm durch. Schwarz hat hier keine Rettung mehr. Nach über 5,5 Stunden stand schließlich mein Sieg der Partie fest. Was für ein Partieverlauf!









Damit sicherte ich mir die Top Ten Platzierung, genauer gesagt den 7. Platz und ein nettes Elo-Plus. Ein riesiges Dankeschön geht an dieser Stelle an meinen Trainer Dmitrij Kollars, der auf dieser Weltmeisterschaft wie immer vollen Einsatz für die Vorbereitung gezeigt hat.





Die Siegerehrung fand im Theatersaal von Cala Gonone in einem würdigen Rahmen statt. Ein Opernsänger und die Italienischen Meister im Rock’n’Roll-Tanzen traten auf.

Die ersten 10 Spieler je Turnier wurden auf der Bühne geehrt, was mich natürlich sehr freute, denn so durfte ich als 7. Platz auch auf die Bühne. Es gab einen sehr großen Pokal für die Top Ten Platzierten. Dies war auf jeden Fall der größte Pokal, den es je bei einer Jugend-/Junioren-Weltmeisterschaft (bei der ich mitgespielt habe, und das waren immerhin 7 Stück ;)) für die Top Ten Spieler gab.


Dann wurde die aserbaidschanische Nationalhymne gespielt, denn Weltmeisterin wurde Govhar Beydullayeva aus Aserbaidschan. Da der Titel bei den Männern an Abdulla Gadimbayli, ebenfalls aus Aserbaidschan, ging, hörte man sogar zwei Mal die gleiche Nationalhymne.









Den letzten Abend ließen wir dann mit Kartenspielen wie Wizard und Durak und dem Spiel "Tabu" ausklingen. Wir waren eine lustige Runde mit Leuten aus Indonesien, Australien, der Ukraine, Österreich und Deutschland. Es ist immer etwas Besonderes, auf Weltmeisterschaften so viele interessante Menschen aus so vielen verschiedenen Nationen kennenzulernen.

Insgesamt nahmen übrigens 186 Spieler und Spielerinnen (120 im Männer/offenen-Turnier und 66 im Frauenturnier) aus 58 Ländern teil. Meine Gegnerinnen kamen aus Italien, Israel, Deutschland, Bulgarien, Kasachstan, Kroatien, Kanada, Vietnam, Tschechien und der Mongolei.



Es kam auch noch zu anderen interessanten Begegnungen: Auf dem Gelände gab es viele dieser Echsen zu entdecken. Die ein oder andere Heuschrecke stattete uns einen Besuch ab und sogar ein Wildschwein, das es auf die Mülleimer auf der Hotelanlage abgesehen hatte, wurde gesichtet.






Sardinien hat mir sehr gut gefallen. Eine tolle Landschaft mit Bergen, Strand und Meer gleichzeitig. Unser Hotel war top: Das Essen war grandios (besonders das Antipasti- und das Nachtisch-Buffet), die Zimmer waren mit Balkon, wir hatten eine Dachterrasse mit Meerblick, die wir für unsere abendliche Kartenspielrunde, Vorbereitungsbesprechungen usw. nutzten. Der Spielsaal war ebenfalls sehr schön und bot angenehme Spielbedingungen.








Diese Weltmeisterschaft war für mich ein rundum gelungenes, erfolgreiches und spannendes Erlebnis!


Danke fürs Mitfiebern!

Bis bald,

eure Lara





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